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zum Thema Mauer und Leben in der ehemaligen DDR.
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Newsletter No. 8
September 2000
Liebe Leserinnnen, liebe Leser,
liebe Freunde von „Die-Berliner-Mauer.de“
10 Jahre deutsche Wiedervereinung
Nun ist es endlich so weit, möchte man sagen. Am 3. Oktober begeht man in Deutschland, diesmal in der sächsischen Hauptstadt Dresden, den 10. Jahrestag des Vereinigungsvollzugs. Vielen ist nicht
zum Feiern zumute, den einen nicht, weil sie nicht wissen, ob und wie sie den Alt-Kanzler in all den geplanten Zeremonien am unverfänglichsten plazieren, den anderen nicht – eine wachsende Zahl übrigens, wie Umfragen bestätigen – die
das Rad der Geschichte gerne wieder zurückdrehen würden. Im Westen, wie im Osten. Vergessen sind Reise- und Meinungsfreiheit, Konsum- und Medienrausch. Vergessen sind neue Märkte, Restitution und Familienzusammenführung. Warum
eigentlich?
Viele haben über die möglichen Gründe spekuliert, warum so schwer zusammenwächst, was doch eigentlich zusammen gehört. Da wird die ostdeutsche Identität beschworen (Engler, Die Ostdeutschen), der psychologischer
Gefühlsstau untersucht (Maaz, Gefühlsstau), der große Unterschied analysiert (Bude, Die tragische Nation). Auch literarisch läßt man westdeutsche Hausfrauen im ostdeutschen Karriereexil ihrer Ehemänner mit beängstigendem Erfolg über
das „Ostdeutsche“ in Ostdeutschland und an den Ostdeutschen sinnieren. Nur die Literatur, die wirkliche Literatur, hinkt noch immer hinterher, wenn man einmal von Ausnahmetalenten, den Romanciers Wolfgang Hilbig und Christoph Hein
absieht, über deren Bücher wir in den vergangenen Newslettern berichteten.
In den letzten Jahren, hat es den Anschein, wird das Ost-West-Phänomen, die Deutsche Differenz, auf kulturelle Unterschiedlichkeit reduziert. Vor dem
aufpolierten, spiegelglatten Hintergrund westlicher Kulturhoheit wird als ostdeutsche Antwort eine eigene Identität entwickelt, herausgebildet, gefestigt, die es zuvor in dieser kompakten Form nicht gegeben hat und - die im
wesentlichen auf Legendenbildung beruht. Was da im Schatten der großen Medien entsteht, ist der Partisanenkampf eines neuen ostdeutschen Selbstbewußtseins, der mit irritierendem Akzent angeheizt wird. Ein Kanon längst vergessener
Gerüche, Geräusche und Musik, Vokabeln und Produkte wird heraufbeschworen.
Der kulturelle Kleinkrieg, medial aufbereitet, verdunkelt aber auf professionelle Weise die tatsächliche Differenz, deren Wurzeln weit tiefer ins
Erdreich hinunterwachsen und die kulturelle Krume durchbrechen. Sie lassen sich ohne Umschweife aufs Ökonomische und Politische zurückführen. Da haben wir es zum einen mit der Politischen „Salonlösung“ des Westens zu tun, die anfangs
historisch notwendig war, weil die alte politische Klasse der DDR endlich aufhörte zu existieren, eine neue sich noch nicht herausgebildet hatte oder unter Vertrauensschwund der Bevölkerung litt (politische Unerfahrenheit,
Stasi-Vorwürfe). Die Herausbildung eigener politischer Parteien war de facto nicht mehr möglich, weil der Vereinigungsprozeß zügig vorangetrieben wurde, so dass Politiker – und mit ihnen die Parteistrukturen - an den Osten „geleast“
wurden.
Das Ökonomische scheint klarer auf der Hand zu liegen. Vom „Aufschwung Ost“ profitierten vor allem jene, die immer auch den größten Informationsvorsprung besaßen. Dazu zählten neben den im Umgang mit Kapital und freier
Marktwirtschaft geschulten Westdeutschen nicht immer, aber zu oft die in Seilschaften zusammengeschweißte ostdeutsche Nomenklatura, „Kader“, die vordem bereits in den Westen reisen durften oder sich – anderweitig privilegiert - mit
Modellen marktnahen Wirtschaftens befassen konnten. Dem einfachen, von Informationen abgeschnittenen Bürger war dies vor 1989 nicht möglich gewesen, und so mußte der nach der Wende versuchen aufzuholen, ohne die einholen zu können, die
ihn damals, früher, von allen relevanten Informationen abgeschnitten hatten.
10 Jahre Wiedervereinigung – gibt es gar keinen Grund zur Euphorie? Mindestens doch den einen, dass wir jetzt endlich eine Hauptstadt haben, die sich
nicht verstecken muß hinter den großen Metropolen dieser Welt. Und trösten wir uns – in zehn Jahren sieht die Welt wieder ganz anders aus.
Bücher |
Katharina Hacker, Der Bademeister, Suhrkamp Verlag 2000
Wieder ein Debut. Das Thema Wasser/Schwimmen bewegt die geschriebene und gefilmte Literatur. John von Düffels „vom Wasser“ und „Schwimmen“, Veit Helmers Film „Tuvalu“, nun Katharina Hackers
Geschichte über einen arbeitslosen Berliner Bademeister, der nicht aufhören kann, seinen Dienst zu verrichten und noch immer, Wochen, nach dem das Bad geschlossen wurde, in der leeren Halle herumstreunt.
Vor allem aber reflektiert er über das, was er sein Leben nennt, über seine Herkunft, über die Gründe, warum er das wurde, was er nicht aufhören kann zu sein – ein Bademeister.
Das Bad ist das Zentrum der Geschichte, dessen
allmählicher Verfall – die große Metapher des Buches. Es ist die Machtlosigkeit des Helden, der die Veränderungen und das sich ankündigende Schließen des Ortes erst im Nachhinein bemerkt und ihnen um so hilfloser ausgesetzt ist. Eine
Metapher auch für Illusionen und die Hartnäckigkeit betrogener Menschen, die daran festhalten müssen, bis zum bitteren Ende.
Zwei Aspekte stechen besonders ins Auge. Die gelungen Verquickungen zwischen Geschichte und
Reflexionen, vor allem. Das scheinbar autistische Handeln des Bademeisters, dessen Hilflosigkeit, der Leiterin des Bades und dem Hausmeister Paroli zu bieten, die ihr Ränkespiel spielen. Und seine
feinen Gedankenspiele, auf die er sich immer mehr zurückzieht, bis er nicht mehr zwischen Wirklichkeit und Phantasie zu unterscheiden weiß.
Die Autorin schreibt über den Osten in einer sehr
verklärten Weise, eine Art Milchglasperspektive, mit deren Hilfe sie die DDR als Ausflugsziel eines kollektiven Traums inszeniert. Damit wird das Buch ein weiterer Baustein zur Legendenbildung, mit
deren Hilfe in den letzten Jahren jene ostdeutsche Identität herausgebildet wurde, die gegen die kulturelle Hegemonie des Westens ins Spiel gebracht wird, mit einem Kanon an eigenen Produkten, aber auch Erinnerungen, Vokabeln,
Gerüchen und Melodien. Dabei geht es weniger um die Legenden an sich, als um die Kluft zwischen Erfundenem, Gehörtem, auf der einen, und Erfahrenen und Erlebten, auf der anderen Seite, die
sich hin und wieder wieder auch im Roman auftut und die zu einer eigenen Vergangenheit, der des Bademeister, verdichtet wird. (af)
Michael Wallner, Cliehms Begabung, Frankfurter
Verlagsanstalt, Frankfurt, 2000
Michael Wallner, Jahrgang 1958, arbeitete als Schauspieler, bevor er zu schreiben begann. Sein Held ist das ganze Gegenteil eines Schauspielers –
er versucht sich der Bühne zu entziehen, wann immer er kann.
Anton Cliehm, ist Wissenschaftler, theoretischer Physiker, ein von seinen Kollegen geschätztes Genie, der mit seiner Theorie die Variabilität der
Zeit beweisen möchte. Doch die entscheidende Formel hat einen Fehler, das gefeierte Theorem beginnt zu bröckeln. Frustriert stiehlt sich Cliehm aus seinem bürgerlichen Leben, das er mit seinen
Kollegen am physikalischen Institut und mit seiner von allen begehrten Frau, der Operettendiseuse Tilly, teilt. Als er in Lissabon seinem Leben ein Ende bereiten will, macht er die Erfahrung, dass er in
andere „Zeiten“ springen“, und nicht nur das – dass er auch in parallelen Zeiten leben kann. Als die Gasleitung, an der Cliehm den Strick knüpft, der seinem Leben ein Ende bereiten soll, plötzlich reißt,
springt Cliehm sechs Monate zurück, an den Anfang seiner Flucht nach Lissabon. Das Unterfangen, dort alles anders, besser zu machen, vor allem aber, die Liebe zur begehrten Kellnerin des Restaurant
Crocodil Riente zu gewinnen, gelingt. Mit geschickten Zeitsprüngen, immer dann, wenn Cliehm sich selbst starke Schmerzen zufügt, schafft er es, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu manipulieren. Bis er schließlich seine eigene
Existenz verdoppelt. Als er mit seiner inzwischen schwangeren Freundin bei geöffnetem Fenster eine erotische Leibesübung zelebriert, richtet er den Strahl seiner Taschenlampe auf eine müde, hagere
Gestalt, die durch Lissabons dunkle Gassen schlurft, sich selbst.
Ein spannender Roman, stilsicher. Nicht immer sind die wissenschaftlichen Theoreme nachvollziehbar, doch fügt sich das Buch gut in den von einer Welle
neuen Wissenschaftsinteresses gefluteten Zeitgeist. (af)
Michael Roes, Haut des Südens, Berlin Verlag, 2000
Michael Roes, Jahrgang 1960 und im Niederrhein
aufgewachsen, ist ein schreibender Reisender. Er lebt in der europäischen Metropole Berlin und unternimmt von dort aus mit der „Haut des Südens“ den dritten literarischen Ausbruchsversuch. Nach seinem im Yemen angesiedelten und
preisgekrönten Erstling „Leeres Viertel“ und seinem Roman „Der Coup der Berdache“ (siehe Newsletter No. 4) legt er nun das dritte Buch vor.
Ort der Handlung: Der Süden der USA, den Roes
geschickt und mit wenigen, handwerklich gekonnt gesetzten Strichen als besonderen, eigenwilligen, widerstrebenden „Subkontinent“ beschreibt. Ein Teil, das sich abzukoppeln versucht vom Ganzen, und
konservieren möchte, was ihn vom großen unscharfen Staatenbund unterscheidet.
Dieses konservatorische Moment ist es vor allem, mit dem Roes dem nordamerikanischen Süden eine Hymne anstimmt. Literarische Erinnerungen an Mark
Twain, Hermann Melville, William Faulkner, selbst an Ernest Hemingway, die allesamt, wenn auch nicht immer, im Süden gelebt, gearbeitet haben, und ihm auf ihre Art verbunden waren.
In fünf Kapiteln, denen er die bizarr anmutenden
lateinischen Fachbegriffe mehr oder weniger bösartiger Hautveränderungen gibt, nähert er sich diesen Autoren und ihren Stoffen in einer jeweils anderen handwerklichen Nuance, einmal als Reportage, als episches Gedicht, als beinahe
dramatischer Dialog. Roes versucht, diese literarischen Sternstunden wieder aufleben zu lassen, und beatmet deshalb die Figuren der großen amerikanischen Erzähler. Was auf den ersten Blick
als ein konservatives Unterfangen daherkommt, die Verbeugung eines jungen Autors etwa, vor seinen literarischen Vorbildern, entlarvt Roes Stück für Stück als ironisches Unterfangen. Auch seine
Helden sind skurril, wie die Mark Twains. Aber Roes beschreibt sie weniger liebenswürdig. Die Buchhändlerin Ann, ihr Ehemann Bruce, und die anderen gehandicapten und verrückten Gestalten in
Hannibal sind heutig, und mithin bösartig, zynisch, individuell. Roes verbeugt sich nicht vor ihnen und will sie auch nicht verewigen, sondern beobachtet sie nur, entlarvend präzise. Er lächelt über sie,
belächelt sie sogar, und läßt den Leser an dieser eigenwilligen Stimmung teilhaben. (ts)
Jochen Schmidt, Triumphgemüse Verlag C.H 2000
Geschichten im Alltag aufzusammeln, das scheint das Programm von Jochen Schmidts erstem Buch ‚Triumphgemüse‘ zu sein. Da gibt es zum Beispiel Jürgen Reip. Er hat den Traum Schriftsteller zu werden, ein bekannter sogar, der mit
Oderbruchgeschichten reüssiert und den echten, fast verschwundenen Prenzlauer Berg in die Literatur bringt. Jule Lehmann ist sein Reibebaum, da sie alles hat, was ihm zum Glück fehlt. Einen Verlag für
ihren Erstling „Datsche, demnächst“, Kritikerhymnen, eine Leserschaft von der sie mit Vehemenz verteidigt wird. Daher muß Jürgen in Mißgunst verfallen, der Konkurrentin alles Übel dieser Welt
andichten, sie obendrein noch für eine halten, die sich seiner Lebensräume wie einer Kulisse bedient. Für die Pappkamerdin Jule Lehmann muß man nicht lange nach dem Vorbild suchen. Nur notdürftig
verpackt schreibt Jochen Schmidt gegen den Judith-Hermann-Hype (Sommerhaus, später) an. In ständiger Wiederkehr das Motiv der Reviermarkierung: Wie kann man unbedarft über die Frankfurter Allee schreiben, ohne dort
aufgewachsen zu sein? Warum gehen die falschen Leute ins richtige Theater? Wachsam und verbissen werden Standorte verteidigt. Hier die Ansässigen, dort die Zugezogenen, hier die Authentischen, dort
die Schickeria, hier diejenigen, die sich ohne die ihnen zustehende Anerkennung durch das Leben schlagen, dort die Erfolgsverwöhnten. Das ist kaum verklausulierte Entrüstungsprosa gegen die
vermeintliche kulturelle Hegemonie derer, die nicht schon vor 1989 den Berliner Osten behausten.
Die anderen Jürgen-Reip-Geschichten kreisen um adloszente Selbstfindingstraumata. Darunter so
ausgewählte und bedeutungsschwere Probleme wie die Annäherung an die Kellnerin in einem Szenecafé. Holprig geht es Vorwärts. Jürgen sinniert, schätzt seine Chancen ab, macht haufenweise Planspiele, wie diese Frau zu
gewinnen sei. Am Ende bleibt er trotz aller Anstrengungen mit einer Ladehemmung sitzen. Überhaupt: Jürgens Kontakt mit dem anderen Geschlecht ist so vorläufig und so prekär, daß es bei reinen Projektionen bleibt. Man mag das amüsant
finden und eine Schweijkiade darin erkennen, aber diese Art der Prosa steht in der Gefahr, sich im unentwegten Selbstgespräch zu verzetteln.
In anderen Geschichten seines ersten Buches
beweist Jochen Schmidt mehr Geschick. Vor allem immer dann, wenn er den Vorgarten biographischer Eigenbrötlerei verläßt und sich auf die Lebens- und Denkwelten anderer einläßt. Stark sind die
Geschichten über Harnusch, Herr und Frau Tatziet und den Oderbruch. Da verschwindet der Geschmack von Abiturientenprosa, ein unverwechselbarer Ton wird angeschlagen, es finden sich Schätze, die es zu heben lohnt. Dem
Leser begegnet eine Welt voller Heimat und Seßhaftigkeit im protestantischen Osten. Eine Spinnwebenkultur, die sich wie ein Netz über Landschaft und Dörfer legt und in der sich Vergangenheit fängt. Unnachahmlich Frau Tatziets
Kommentare zu den Geschehnissen um sie herum. Diese lakonische Mischung aus Abgeklärtheit, Kennerschaft und Erinnerungsvermögen. Da demonstriert der Autor wie sich Geschichte in Geschichtchen einzunisten versteht. Der mit der
Sense tanzende Harnusch begegnet uns als eigenwilliger Kauz. In seiner Wiese steht er wie ein Denkmal gegen die Rasanz der modernen Zeiten und schwingt die Sense mit leichter Hand. Es ist
diese Widerspenstigkeit, durch die sich die Prosa Schmidts von manchen leichtfüßigen Produkten seiner literarischen Generationsgenossen abhebt. (sm)
Elke Schmitter, Frau Sartoris, Berlin Verlag, Berlin
2000
Elke Schmitter ist eine Autorin, die das Understatement zum Leitmotiv macht. Beinahe holprig und schwerfällig, ihre Protagonistin imitierend, begint sie von Margarethe Sartoris zu
erzählen, der in der westdeutschen Provinzstadt L. lebenden Vertriebsleiterin einer Metallwarenfabrik, der im Laufe der Jahre die beiden Geliebten und die Träume entschwinden. Stattdessen findet sich die
ehemalige Provinzschönheit an der Seite Ernsts, eines fleißigen Angestellten und beliebten Kleinstadtbürgers mit Beinprothese ab, gebärt ihm ein Kind, die Tochter Daniela, die ihr noch bis zuletzt
fremd bleibt. Melancholie und Tristesse durchziehen das Buch und strapazieren das schwächelnde Gemüt.
Aber Elke Schmitter beherrscht die einschlägigen dramaturgischen Kniffe und läßt die inzwischen
vierzigjährige Proganistin als Lohn für das jahrelange Darben in die Arme des gutaussehenden Kulturamtsleiters Michael taumeln. Magisch angezogen folgt man dem Köder, den Elke Schmitter wie eine Fallenstellerin auslegt, erste
Verabredungen, Liebesnächte in abgelegenen Hotels und dunklen Scheunen, Phantasien sexueller Hörigkeit, die schließlich für die Protagonistin zur Obsession werden und in ihrem Wunsch kulminieren, alles, was sie besitzt, gegen diese
Liebesfarce einzutauschen.
Dann wieder wird der Roman beinahe transparent. Dass Michael die Verabredung für eine gemeinsame Zukunft nicht einhält und Maragete stundenlang vergeblich an der Autobahn auf ihn
warten läßt, ist vorhersehbar. Warum sollte es ihrer Heldin anders ergehen, als den meisten anderen Frauen, die sich blind auf Männer verlassen haben, will uns die Autorin sagen. Maragete wird in ihre
Vorhölle zurückverdammt und lebt weiter an der Seite ihres Mannes, der ihrem kurzen Abschied und ihrer lange Wiederkehr stoisch begenet. Maragetes Leben wäre damit längst am Ende. Aber sie trifft
Daniela, ihrer noch minderjährigen Tochter, zufällig und völlig unerwartet an der Seite eines stadtbekannten Zuhälters in einer Hotelbar. Wenn sie selbst schon nicht mehr zu retten ist, dann wird
sie sich für ihre Tochter einsetzen. Der Zuhälter, eine weitere holzschnittartige Figur im Gruselkabinett der westdeutschen Provinz, lacht Frau Sartoris nur aus, so dass sie einmal, ein einziges Mal über ihren Schatten springt. (ts)
Thomas A. Schmidt
Serengeti, Roman, Rake Verlag, 28,90 DM
(3-931476-01-4)
Eine verhängnisvolle Reise in die Vergangenheit:
Fünf Männer und fünf Frauen aus dem Westen
Deutschlands folgen im Jahr 1999 der Einladung in das hermetisch abgeriegelte Erholungsgebiet "Zukunft" auf einer Insel im Nordosten Deutschlands. Wie in einem Naturpark sind dort Verhältnisse
konserviert, wie sie vor 1989 überall in der DDR geherrscht haben. Was als humorvolle Urlaubsreise beginnt, wird jedoch bald zur beängstigenden Wirklichkeit. Fast willenlos lassen sich die Neuankömmlinge mit einer neuen Identität
ausstatten und bemerken nicht, daß sie der neuen Realität nicht mehr entfliehen können. (df)
Thomas A. Schmidt
Weimar oder das Ende der Zeit,
Roman, Rake-Verlag, 38,00 DM (3-931476-05-7)
Deutschland, zehn Jahr nach der Wende. 1999 prallen Ost und West in der Kulturhauptstadt Weimar aufeinander. Der Kunstversicherer und
Sprengspezialist Jakob Weimar, Held des Romans, flieht aus Frankfurt/Main in den Osten Deutschlands bis nach Weimar, auf der Spur seiner großen Liebe Rachel. Er trifft auf skurrile Gestalten,
Klassikverehrer, die die Gegenwart verdrängen, Nostalgiker, die den untergegangenen Sozialismus wieder aufbauen wollen und eine kleine Revolution anzetteln, kopflose Intendanten, berühmte
Schriftsteller und weniger berühmte Künstler. Alles spielt sich vor der Kulisse der Kulturhauptstadt im turbulenten Jahr 1999 ab. Auch mit Kulturkritik wird nicht gespart, wenn Schmidt in Weimar das deutsche Disneyland entdeckt. (df)
Politische Bücher/Bücher zum Thema Mauer/Berlin:
Stefan Wachtel
Delikt 220; Greifenverlag
Erlebnisbericht eines politischen Gefangenen im Militärgefängnis der DDR Schwedt
Ausstellungen |
Die Top 10 Ausstellungen in Berlin im Monat
September
After the Wall
Hamburger Bahnhof, Invalidenstr. 50/51
Kunst der 90er Jahre von Berlin bis Baku
Eine hervorragender Überblick über die junge, in denletzten zehn Jahren in Osteuropa entstandene Kunst. Die ostdeutschen Beiträge (Nicolai, Höller, Schultz, u.a.) enttäuschen allerdings mit ihrer
Gefälligkeit, im Vergleich zu den schonungslosen Offenbarungen aus Osteuropa.
Samizdat – das östliche Europa
Akdamemie der Künste, Hanseatenweg
Jenseits der Zensur 1959-82
Ausstellung der Short-List-Kandidaten
des Preises der Nationalgalerie für Junge Kunst
Hamburger Bahnhof
Neue Arbeiten von Katharina Bleek-Schmidt
Galerie Joanna Kamm
Linienstraße 158 (Mitte)
Thietz, Cities
Galerie Schuster&Scheuermann
Clausewitzstraße (Charlottenburg)
Hannah Wilke, Unterbrochene Karrieren
Neue Gesellschaft für Bildende Kunst
Oranienstraße 25 (Kreuzberg)
Willie Doherty
DAAD-Galerie
Kurfürstenstraße 58, (Tiergarten)
Internationale Videoausstellung
R.Luxemburg-Straße 9 (Mitte)
Sieben Hügel
Martin Gropius-Bau
Stresemannstr. 10 (Kreuzberg)
Sam Haskins: Image2
Galerie Argus
Fotokunst, Marienstraße (Mitte)
Thematische Ausstellungen
The Story of Berlin – Geschichten einer Metropole
Erlebnisausstellung im Ku’damm Karree (täglich von 10 – 20.00)
Informations- und Dokumentationszentrum beim
Bundesbeautragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (Gauck-Behörde)
Ständige Ausstellung zum Thema:
“Staatssicherheit - Machtinstrument der SED-Diktatur”
Mauerstrasse 38
geöffnet Mo.- Sa. 10.00 -18.00
030 / 22 41 77 70
weitere Infos unter http://www.bstu.de
Grenzblicke – Werkschau des Dokumentationszentrums Berliner Mauer
Bernauer Straße 111
030 / 464 10 30
Film |
Vergiß Amerika, von Verena Joop
(im Rahmen des Medienfestivals Berlin-Beta)
Ein wunderbarer Debutfilm über drei junge Menschen im Osten Deutschlands auf dem Such nach einem Weg zwischen Träumen und Wirklichkeit.
Theater
Ausführliche Theaternews nach der Spielpause in der kommenden Ausgabe
Veranstaltungen |
Führung zur Gedenkstätte Berliner Mauer (Bernauer Straße)
030 / 464 10 30
Gangart Berlin – Führung zum Thema 10 Jahre Mauerfall
030 / 327 037 83
Stadtverführungen/ Kulturbüro Berlin
030 / 444 09 36
Jeden Montag Mauerspaziergang von der Bernauer bis zur Invalidenstraße
Berlin im 20. Jahrhundert
Sonderführung „Auf den Spuren der Mauer“
Edith Anna Haase, Berlin
030 / 217 63 20
Die Mauer – eine Spurensuche / Ansichtssachen
030 / 429 91 33
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