Auf dieser Seite finden sie eine Auswahl interessanter Bücher, Filme, Ausstellungen
und Veranstaltungen zum Thema Mauer und Leben in der ehemaligen DDR.
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Newsletter No. 10
Januar/Februar 2001
Liebe Leserinnnen, liebe Leser,
liebe Freunde von „Die-Berliner-Mauer.de“
wir begrüßen das
Neue Jahr mit einem Jubiläum, der zehnten Ausgabe unseres Newsletters.
Ihnen allen, aber auch unseren Redakteuren und Rezensenten, herzlichen Dank für Ihre Unterstützung.
Mit großer Freude konnten wir unser Newsletter- Team nun
auch um eine Theaterrezensentin verstärken und wünschen Ihnen noch mehr Spaß mit aktuellen Tips aus Berlin.
In den letzten Tagen hat neben dem Thema BSE, der Scheidungsstory der Beckers und den Shows „Ich heirate einen
Millionär“ endlich wieder ein ernsthaftes Thema Furore gemacht:
Die wirtschaftliche und soziale Situation in den Neuen Bundesländern. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hat in seinen „Fünf Thesen zur Vorbereitung eines
Aktionsprogramms für Ostdeutschland“ (www.zeit.de/2001/02/Politik) eine realistische und ernüchternde Bestandsaufnahme, jenseits aller Schönfärbereien und Vertröstungen geliefert.
Thierse konstatiert, dass die wirtschaftliche und
soziale Lage in Ostdeutschland auf der Kippe steht und zieht zur Begründung die makroökonomischen Eckdaten heran: das Zurückbleiben des Wirtschaftswachstums und die Strukturschwäche, die Rückläufigkeit des Anteils von Investitionen an
der Bruttowertschöpfung, die prekäre Beschäftigungssituation und die gravierende Jugendarbeitslosigkeit. Thierse plädiert für weitere dringend notwendige Zukunftsinvestitionen im Osten, denn „je länger der Aufholprozess stagniert,
desto deutlicher werden sich die Abwärtstrends beschleunigen und auch das Erreichte, die teilweise teuer bezahlte Substanz gefährden.“ Bis dahin stellen die Thesen nichts wirklich Neues dar, wenn sie auch in dieser Deutlichkeit von
einem staatstragenden Politiker noch nicht vorgebracht worden sind.
Wichtig und neu ist der subjektive, der menschliche Faktor, den Thierse besonders betont. Thierse spricht vom Vertrauensverlust der Ostdeutschen, vom Gefühl,
vom Westen abgehängt worden zu sein, von der Zweitrangigkeit, die sich materialisiert hat. Damit antwortet er seinen Kritikern, die von den enormen Wirtschaftserfolgen im Osten und der schnellsten Wohlstandssteigerung eines Volkes in
der Geschichte der Menschheit sprechen. Vielleicht will Thierse aber deutlich machen, dass im Osten ein Schwelbrand entstehen könnte, der von den Rändern der Gesellschaft schnell in deren Mitte brennen könnte. Verfolgen wir also in den
nächsten Wochen und Monaten die Debatten zu diesem Thema. Nicht umsonst sagen Experten: Der nächste Wahlkampf wird im Osten gewonnen,....oder verloren.
Bücher |
Der Klassiker:
Brigitte Burmeister, Anders oder vom Aufenthalt in der Fremde, 1987
Dieser Roman erschien 1987, zwei Jahre vor der Wende, im Verlag der Nationen. Er ist ein literarisches Kleinod, das bedauerlicherweise nicht wieder aufgelegt worden ist. Wer es lesen möchte,
kann sich mit ein wenig Glück an ein Antiquariat oder eine Bibliothek wenden.
Der kleine in 53 Abschnitte gegliedert Roman, beschriebt die Ankunft des Helden Anders in der Großstadt, seine nur allmähliche und schwerfällige
Integration in der Fremde und seine wachsende außergewöhnliche Beziehung zu einem Freundespaar. Dabei steigert Burmeister den Stoff aus einer nüchternen, sachlichen, knappen Sprache heraus in einen kaleidoskopartig aufgefächerten
Erzählfluß, der den Leser auf die Reise durch eine dunkle Stadt nimmt, die nur unschwer an Berlin erinnert. Das Berlin kurz vor der Wende, eine beinahe hermetische Stadt, unter deren Oberfläche es zwar brodelte, aber deren anstehende
Verwandlung nicht für jeden sichtbar wahr und nicht sichtbar sein sollte. Niemals nennt Burmeister die Kürzel des Landes, in dem das Buch angesiedelt ist, und doch ist die DDR präsent.
Bemerkenswert sind die surrealen und
existenzialistischen Anleihen – Burmeister war eine gute Kennerin der französischen Literatur – die dem Text eine besondere Nuance geben und die immer mitschwingende Verzweiflung des Helden authentisch machen. (af)
Buchtip des Monats:
Weitere Buchempfehlungen (ts):
Ausstellungen |
Die Top 10 Ausstellungen in Berlin im Monat Januar (df):
After the Wall
Hamburger Bahnhof, Invalidenstr. 50/51
Kunst der 90er Jahre von Berlin bis Baku
Eine hervorragender Überblick über die junge, in den letzten zehn Jahren in Osteuropa entstandene Kunst. Die ostdeutschen Beiträge (Nicolai, Höller, Schultz, u.a.) enttäuschen allerdings mit ihrer Gefälligkeit, im Vergleich zu den schonungslosen Offenbarungen aus Osteuropa.
Stand der Dinge, Kunstwerke
Auguststraße 158 (Mitte)
Von Ex-Documenta-Chefin Cathérine David kuratiert, könnte diese spannende Ausstellung zur Feuerprobe einer neuen Debatte um Sinn und Inhalte der Bildenden Kunst werden. Zehn
internationale Künstler setzen sich in dieser sorgfältig zusammengestellten Ausstellung mit sozialen und politischen Themen auseinander und stellen Aspekte der Ästhetik für einen Moment in den Hintergrund. Dabei haben die Medien
Fotografie und Video Malerei und Installation beinahe völlig verdrängt.
Galerie Joanna Kamm
Linienstraße 158 (Mitte)
Lage. Neue Foto-Arbeiten von Annette Kisling
Galerie Schuster&Scheuermann
Clausewitzstraße (Charlottenburg)
Out of America – Junge Künstler aus Amerika
Galerie Arndt&Partner
Auguststraße 35 (Mitte)
Massimo Vitale: All too much (ab 19. Januar)
Galerie Schulz
Mommsenstraße (Charlottenburg
Neue Arbeiten von Cornelia Schleime)
Thematische Ausstellungen:
The Story of Berlin – Geschichten einer Metropole
Erlebnisausstellung im Ku’damm Karree (täglich von 10 – 20.00)
Informations- und Dokumentationszentrum beim
Bundesbeautragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (Gauck-Behörde)
Ständige Ausstellung zum Thema:
“Staatssicherheit - Machtinstrument der SED-Diktatur”
Mauerstrasse 38
geöffnet Mo.- Sa. 10.00 -18.00
030 / 22 41 77 70
weitere Infos unter: http://www.bstu.de
Grenzblicke – Werkschau des
Dokumentationszentrums Berliner Mauer
Bernauer Straße 111
030 / 464 10 30
Film |
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Theater
Volksbühne (Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte)
Die Legende von Paul und Paula
Inszenierung: Leander Haussmann
Die Verstörung des Publikums und des geneigten
Rezensenten über diesen Regie-faux-paus des einst talentierten Pop-Regisseurs Leander Haussmann kann nur verstehen, wer die Filmfassung dieses Plenzdorf-Stoffes gesehen hat, den Liebesfilm der
DDR schlechthin, mit Glatzeder und Domröse in den Hauptrollen.
Haussmann versucht, eine Operette ohne Musik daraus zu stricken, in der er slapstick-artig den einen oder anderen DDR-Gag aus dem Zylinder
zieht. Für einen Theaterabend reicht das nicht. Kein gutes Omen für die Volksbühne, in der Intendant Castorf nur wenige Wochen zuvor den wichtigsten Stoff des vergangenen Jahres, Houllebecqs „Elementarteilchen“ eigenhändig in purer
Langeweile und Probenstimmung aufgehen ließ. (ts)
Schaubühne am Lehniner Platz
Herr Kolpert
von David Gieselmann
Inszenierung: Marius von Mayenburg
und Wulf Twiehaus
Sarah und Ralf laden ihre Kollegin nebst Gatten zu einem netten Tête-à-tête ein und haben eine Leiche im Keller. Eigentlich haben sie eine Leiche in der
Truhe und ziehen aus diesem versteckten blutigschwarzen Mal in ihrer hellen, gepflegt neuspießigen Wohnung einen schönschaurigen Genuß, der ihnen ansonsten in ihrem thirty-something-mid-everything Leben anscheinend
verwehrt ist. Die Gäste Edith und Bastian glauben an den stolz präsentierten Mord nur bedingt. Obwohl das Opfer Herr Kolpert durchaus Verachtung verdient, weil er – der immerhin angeblich gut im
Bett bzw. gut im Aufzug war - noch langweiliger als die hier Versammelten gewesen sein muß. Doch ist ein schicker Mord im eigenen Wohnzimmer nicht ein wahnsinnig tolles Happening? Die Vier steigern sich
in den Ausbruch aus ihrer Bürgerlichkeit hinein und Herr Kolpert bleibt nicht das einzige Opfer ihrer Sehnsucht nach orgiastischen Momenten.
Mehr Tiefgrund als den der Truhe und der drei Wandschränke darf man in diesem Stück nicht
erwarten, der Plot ist auch nicht so neu, wie das gelungen eingerichtete Bühnen-Zimmer (am Anfang); aber die vier Schauspieler brennen die Dialoge als unterhaltsames Witzfeuerwerk ab und würzen ihn in der Regie von Marius von Mayenburg
und Wulf Twiehaus mit gekonnten Slapstick-Elementen, wie man sie an den großen Bühnen eher selten zu sehen bekommt. Auch wenn man nicht glaubt, daß in Mord und Schlachten allein noch Genuß, Freude und Sinn liegen können, kann
man sich vom toten Herrn Kolpert mal anderthalb Stunden unterhalten lassen – und dann in seine gepflegte helle Wohnung zurückkehren. (kb)
Veranstaltungen |
Führung zur Gedenkstätte Berliner Mauer (Bernauer Straße)
030 / 464 10 30
Gangart Berlin – Führung zum Thema 10 Jahre Mauerfall
030 / 327 037 83
Stadtverführungen/ Kulturbüro Berlin
030 / 444 09 36
Jeden Montag Mauerspaziergang von der Bernauer bis zur Invalidenstraße
Berlin im 20. Jahrhundert
Sonderführung „Auf den Spuren der Mauer“
Edith Anna Haase, Berlin
030 / 217 63 20
Die Mauer – eine Spurensuche / Ansichtssachen
030 / 429 91 33
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