Mauer-Lyrik / Mauer-Prosa

Die Berliner Mauer - Das Forum: Diskussion zum Thema "Die Berliner Mauer": Mauer-Lyrik / Mauer-Prosa
Von Anonym am Sonntag, den 13. August, 2006 - 12:21:

Wer sich für Kindheits- und Jugenderinnerungen im Schatten der Mauer aus Sicht eines West-Berliners (sonst kommen ja nur die "Ossis" zu Wort) interessiert, sollte sich vielleicht mal die Erzählung "Antrag auf einen Berechtigungsschein" (Autor: Friedrich Van Weiden, Verlag BoD) reinziehen. Kann ich nur sehr empfehlen.


Von Anonym am Sonntag, den 26. Februar, 2006 - 19:49:

So ein Gedicht habe ich für mein Refarat gesucht!!!
Ist echt klasse geschrieben!

danke ;-)


Von Anonym am Dienstag, den 3. Januar, 2006 - 16:22:

Il faut le traduire car certains mots ne veulent rien dire en français mais sinon le poème est très joli .


Von Roy Popiolek am Dienstag, den 11. Juli, 2000 - 09:37:

Gedichte und Geschichten zur "Mauer"


Von Anonym am Dienstag, den 11. Juli, 2000 - 09:38:

Mauer, Mauer


Bonzenprivilegien, Grandhotels
und Intershops, das ginge schon,
doch: Mauer, Mauer, weiße Trauer,
dich zu lieben wäre Hohn!

Der rote Mohn blüht
durch das Fenster meiner Kindheit;
spät erst sah ich seinen schwarzen Kern.
War geschlagen wohl mit Blindheit,
lebte wohl auf einem fernen, fremden Stern...

Siebente Klasse, Stabü- Unterricht:
Lehrerin euphorisches Gesicht;
Zwölfte Klasse, Stasi- Unterricht:
Lehrerin, die Diktatur zerbricht!
Hochschulhörsaal, Vorlesung
politische Ökonomie;
der Dozent lauert, doch vermauert
starrt die Kommilitonie;
historische Mission, ‘Vorwärts,
unser ist das Ziel!’
Halt! wer da schläft, ist ein Spion! -
Ach quatsch, es schlafen viel zu viel.

Mauer, Mauer, weiße Trauer,
stählernes Betongebiß,
sei verflucht, du Ungeheuer!
Weißt du, daß du meine Freunde frißt?

O Berlin, immer wieder werd ich zornig,
wenn ich durch deine Straßen geh;
tote U- Bahnschächte, leere S- Bahngleise,
sag, warum tut dein Herz so weh?
Schau ich dann in den alten Stadtplan:
S- und U- Bahn ziehn grazil
ihre filigranen Linien,
da ist Freiheit nicht nur Spiel!
Doch Polizisten ziehen Knüppel
schon mit Selbstverständlichkeit;
westberliner Polizisten
schauen auf sie voller Neid...

Mauer, Mauer, weiße Trauer,
stählernes Betongebiß,
sei verflucht, du Ungeheuer!
Weißt du, daß du meine Freunde frißt?

Mauer, Mauer, auf der Lauer
liege ich seit Jahren schon!
Dich bespringen, zu durchschwimmen,
zu erklimmen,
drängts in mir, doch voller Hohn
sing ich dir ein Lied:

‘Hoppa, hoppa Reiter!
Schneller, höher, weiter!
Wer springt, der wird gescheiter!
Auch wenn er Pecht hat, Leiter!

Der rote Mohn blüht
durch das Fenster meiner Kinder;
sehn sie seinen schwarzen Kern?
Manchmal frag ich mich,
was wäre, wenn ich blind wär,
und dich nicht sähe,
so nah, so fern...

Mauer, Mauer, auf der Lauer
liege ich seit Jahren schon!
Dich bespringen, zu durchschwimmen,
zu erklimmen,
drängts in mir, doch voller Hohn
sing ich dir ein Lied!